Dimensionierung Brückenschaltung für PT100
Anwendung des Programms
Bei der gezeigten Schaltung handelt es sich um eine
Grundschaltung zur Temperaturmessung mit dem PT100 oder ähnlichen
Sensoren (PT500/1000). Sie setzt die relativ kleine
temperaturabhängige Widerstandsänderung des PT100 in eine
verstärkte Ausgangsspannung um und ermöglicht so eine einfache
Temperaturmessung, z.B. mit einem AD-Wandler. Dabei werden die
Widerstände so dimensioniert, dass der gewünschte
Temperaturbereich in den gewünschten Spannungsbereich umgesetzt
wird. Da die Werte der einzelnen Widerstände voneinander abhängig
sind und einen erhöhten Rechen-/Probieraufwand erfordern, bietet
dieses Tool eine einfache Möglichkeit der Dimensionierung:
Zuerst werden in die erste Spalte die gewünschten
Rahmenbedingungen eingetragen, Sensorstrom, Referenzspannung, der
Temperaturbereich und der zugeordnete Spannungsbereich.
Gegebenenfalls müssen auch die Parameter des PT100 angepasst
werden, z.B. durch Widerstand und Materialwerte des PT1000
ersetzt. Mit dem ersten Schalter [Berechnen] werden nun die
entsprechenden Widerstandswerte als "exakte" Fließkommazahlen
berechnet und in der zweiten Spalte ausgegeben. Gleichzeitig
erscheint in der letzten Spalte der tatsächlich erzielte
Spannungsbereich und Temperatur-Messbereich.
In einem zweiten Schritt können die Rechenwerte der zweiten
Spalte durch reale Widerstandswerte ersetzt und mit dem zweiten
Schalter [Berechnen] die Auswirkungen auf den Messbereich
überprüft werden. Auf diese Art findet sich recht schnell eine
Kombination, die mit gegebenen Widerständen den gewünschten
Messbereich gut abdeckt.
Probleme der Schaltung
Damit diese Schaltung funktioniert sind einige Details zu
beachten, besonders hinsichtlich des Operationsverstärkers:
Da hier relativ kleine Spannungsdifferenzen im Millivolt-Bereich
gemessen werden, wirkt sich der Offsetstrom des
Operationsverstärkers stark aus. Ein Operationsverstärker für
diese Schaltung muss also einen besonders niedrigen Offsetstrom
haben.
Bei symmetrischer Versorgungsspannung - wie im Bild gezeigt -
muss der Gleichtaktbereich des Operationsverstärkers beachtet
werden und sollte die Masse einschließen. Ebenso muss auch der
Ausgangsbereich beachtet werden, da viele Operationsverstärker
nicht ganz auf Masse, oder bis an die Versorgungsspannung
aussteuern können.
Auch geht die Temperaturabhängigkeit der Widerstände voll in die
Messung ein. Die Schaltung ist also in Hinsicht auf Linearität und
Temperaturstabilität nicht sonderlich genau.
Schaltungsdetails und Berechnungen
Zur genauen Berechnung der Widerstandswerte und der
Ausgangsspannung, ist es hilfreich eine Ersatzschaltung
aufzustellen:
R1 und R2 erscheinen als einfacher Spannungsteiler,
schaltungstechnisch ist aber ein Widerstand zur Einstellung der
Verstärkung enthalten. Es ist daher sinnvoll, den Spannungsteiler in
eine Ersatzspannung U0= UR *
R1/(R1+R2) und einen Ersatzwiderstand R'= R1*R2/(R1+R2) umzuwandeln.
Auf diese Art erhält man die Schaltung eines Elektrometerverstärkers
mit einer virtuellen Masse U0 und einer Verstärkung
v= 1 + R3/R'. Mit R3= 10k und R'= 909 Ohm erhält man eine
Verstärkung von v= 12.
Mit R1 = R4 = Pt1000(0°C) erkennt man, dass bei einer
Temperatur von 0°C am Ausgang des OpAmp die Spannung U0
anliegt. Da dieser "Nullpunkt" und damit der Aussteuerungsbereich
von der Spannung UR abhängig sind, werden
Spannungsschwankungen nicht durch die Messbrücke ausgeglichen,
sondern beeinflussen die Ausgangsspannung. Wenn R4 kleiner als R1
wird (Temperatur unter 0°C) steuert der Ausgang von U0
Richtung Masse, um die Spannung am negativen Eingang "nachzuziehen",
bei Temperaturen über 0°C dem entsprechend in Richtung positive
Versorgungsspannung. Wenn die Widerstände bei 0°C gleich sind, muss
der Ausgang die Spannung U0 annehmen, um eine
Spannungsdifferenz zwischen den Eingängen zu verhindern.
Da U0 üblicherweise nahe an Masse liegt (R2 und R5
wesentlich größer als R1 und R4) muss bei asymetrischer
Versorgungsspannung der Bereich der Eingangsspannung berücksichtigt
werden und sollte die Masse einschließen.
Dimensionierungsbeispiel für PT100 und den Bereich 0°C bis 50°C:
Es wird eine Spannung von 5V als Referenzspannung UR
und Messbereich des ADCs angenommen, so dass der gewünschste
Temperaturbereich in eine Aussteuerung von 0 bis 5V umgesetzt werden
sollte.
Die Versorgungsspannung des Operationsverstärkers beträgt 12V und
der Sensor ist steckbar, könnte also entfernt werden. Damit in
diesem Fall der ADC nicht übersteuert wird, erhält der
Operationsverstärker einen Widerstand am Ausgang, so dass im Fall
von Spannungen über 5V der Strom auf einen ungefährlichen Wert
begrenzt wird.
Als Sensor wird ein PT100 mit Selbsterwärmung 0.1 K/mW (Thermische
Leitfähigkeit Gehäuse 0.65 W/mK) eingesetzt und der gewünschte
Temperaturbereich beträgt 0°C bis 50°C:
R4 = PT100 = 100 Ohm
Zuerst werden die Grenzwerte des Temperatursensors berechnet,
wobei in diesem Beispiel die lineare Näherung R = R0
· (1 + α · t) mit α = 3,85 · 10-3
/ °C und R0 = 100 Ohm verwendet wird (im Programm die
genauere kubische Berechnung):
R(0°C) = 100 Ohm
R(50°C)= 119.25 Ohm
dR =
19.25 Ohm
Der Vorwiderstand des PT100 wird anhand des gewünschten Stroms
definiert, üblich wäre ein Wert von 1mA, um die Eigenerwärmung zu
reduzieren, mir sind 2 mA (maximal zulässiger Messstrom des Sensors)
aber lieber, weil das für den Anschluss über eine Leitung die
Verstärkung und damit die Störungen reduziert
5V/2mA = 2500 Ohm minus R(0°C) (da fließt der größte
Strom) liegt um die 2400 Ohm und als Standardwert
wähle ich 2430 Ohm, weil 2,2 k den Maximalstrom
überschreiten: R5
=
2430 Ohm
Der Spannungsteiler R1/R2 muss so gewählt werden, dass die
positive/negative Aussteuerung um den Arbeitspunkt U0
den Spannungsbereich von 0..5V abdeckt. Dazu werden zuerst mit den
Grenzwerten des Sensors die Grenzwerte der Eingangsspannung
berechnet, mit UT= UR * RT/
(R5+RT):
U(0°C) = 0.198 V
U(50°C) = 0.234 V
dU= 36 mV
Damit lässt sich als nächstes die Verstärkung bestimmen, die die
Eingangsspannungsdifferenz auf den Aussteuerbereich von 12 V
umsetzt:
v= U/dU= 5V/36mV:
v = 139
Damit U(0°C) bei einer Verstärkung von v eine
Ausgangsspannung von 0V ergibt, muss die Spannung U0
um die Differenzspannung dU0 = UE+/v höher sein, als
U(0°C):
UE- = U(0°C)
+ dU0= 0.198 + 0.198
/ 139 => U0= 0.199 V
Zur Kontrolle kann man den positiven Ausschlag
gegenrechnen:
dU(50°C) = U(50°C)
- U0 = 0.035 V
Die entsprechende Ausgangsspannung errechnet sich:
UA= U0 + v* dU = 0.199 + 0.035* 139 = 5.06 V
Die Gegenprobe trifft den gewünschten
Wert von 5V also hinreichend genau.
Damit ist das Verhältnis des
Spannungsteilers R1/R2 bekannt, denn U0/UR=
R1/(R1+R2). Etwas umgeformt ergibt sich:
R2= (UR/U0
-1) *R1 = c* R1 mit c= 24
=> R2= 24 * R1
Um den Offseteinfluss zu
minimieren, sollten Operationsverstärker an den Eingängen den
jeweils gleichen Eingangswiderstand haben, mit den bekannten
Widerständen R4/R5 ergibt sich R'= R4*R5/(R4+R5) => R'= 96.0 Ohm = R1*R2/(R1+R2)
mit R2= c*R1 substituiert: R'= c*R1*R1/(R1+c*R1)
=> R1= R' *(1+c)/c
=> R1= 105
Ohm
Mit R2= 24 *R1 = 2400 ergibt sich:
R2= 2430 Ohm
Mit dem Eingangswiderstand R' und dem bekannten Verstärkungsfaktor
lässt sich abschließend über
v= 1 + R3/R' => R3= (v-1) * R' = 13248
Ohm leicht der Widerstand R3 festlegen: R3= 13300 Ohm
Abschließend die Formel zur direkten Berechnung der
Ausgangsspannung:
Ua= UR*(R4/(R4+R5) * (1+R3*(R1+R2)/(R1*R2)) -
R3/R2)